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Teures Wohnen: Staatlich subventionierter Mietkauf könnte Lage entlasten

Vor allem junge Singles, Paare oder Familien kennen das Problem: Es ist nicht genug Eigenkapital vorhanden, um eine Immobilie zu erwerben.

Stattdessen kann man es sich nur leisten, zur Miete zu wohnen, die allerdings viel vom Gehalt und dem eigentlichen Vermögen auffrisst, ohne, dass man am Ende etwas davon hat. Dieses Problem könnte ein staatlich gefördertes Mietkaufmodell lösen, das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aufgestellt hat.

Mietkaufen für junge Erwachsene unter 40 Jahren

Demnach könnte ein alternatives Modell, das für eine höhere Eigentümerquote in Deutschland sorgen würde, wie folgt aussehen. Der Bund baut auf staatseigenen Grundstücken kostengünstige Wohngebäude oder erwirbt solche. Diese Immobilien können dann junge Erwachsene unter 40 Jahren mietkaufen.

De facto würden die Mietkäufer dann den Kaufpreis in einer monatlichen Rate ähnlich ganz normaler Mietkosten tilgen. Der Vorteil, wenn der Staat als Verkäufer fungiert: Über Bundesanleihen muss der Bund nur wenig, keine oder sogar negative Zinsen verlangen. Für Mietkäufer kommt die Ratentilgung damit kostengünstiger. Außerdem würde sich mit diesem Modell vermutlich auch der benötigte Eigenanteil an bereits vorhandenem Kapital verringern.

Tilgungsrate vergleichbar zu durchschnittlicher Kaltmiete

Das DIW nennt in seiner Studie auch konkrete Zahlen. Am Beispiel einer fünfköpfigen Familie, die eine 100 Quadratmeter große Wohnung erwirbt, die der Staat mit insgesamt 212.000 Euro vorfinanziert, rechnet das Institut das Modell vor. Über eine Laufzeit von 24 Jahren lägen die monatlichen Tilgungskosten dabei bei rund 933 Euro – hierbei sind der Erbpachtzins und eine Rücklage für Instandhaltungsmaßnahmen bereits eingerechnet.

Soll die Immobilie über 33 Jahre finanziert werden, läge die monatliche Rate für eine Wohnung dieser Größen- und Preisordnung bei 756 Euro. Als Vergleich legt die DIW eine durchschnittliche Kaltmiete für einen Haushalt mit Kindern in Großstädten von 2017 bei 748 Euro pro Monat an – unter dieser Betrachtung lohnt der Mietkauf allemal, denn wer nur zur Miete wohnt, sieht sein Geld für das Wohnen draufgehen, ohne dass er langfristig etwas davon hat. Beim Mietkauf gehört einem am Ende dann die Immobilie.

Deutschland liegt bei der Eigentümerquote unter dem EU-Durchschnitt

Solch ein Modell käme der deutschen Wirtschaft und dem Vermögensaufbau der Deutschen zugute. Ein wichtiger Faktor beim Vermögensaufbau ist nämlich der, ob Immobilienbesitz vorhanden ist oder nicht. Damit würde sich auch die hohe Vermögensungleichheit, die momentan herrscht, etwas relativieren lassen. Wenn mehr Mieter zu Eigentümern werden, würde sich außerdem die Eigentümerquote von derzeit 51,4 Prozent verbessern – Deutschland liegt in dieser Hinsicht unter dem EU-Durchschnitt.

Der Ansatz der DIW sieht außerdem vor, dass die Immobilie beim Mietkauf bis zum Eintritt ins Rentenalter abbezahlt ist. Somit wären die Mietkäufer voraussichtlich gegenüber Altersarmut abgesichert, weil eventuelle Wohnungskosten für Mietwohnungen wegfallen.

Mietkaufmodell wäre Teil der Lösung, Politik müsse aber mehr liefern

Ein Mietkaufmodell hätte also einige Vorteile, doch die DIW merkt auch an, dass eine genaue Prüfung der Umstände der Interessenten stattfinden müsse, damit es nicht zu „Mitnahmeeffekten“ komme, wie sie beim Baukindergeld zu beobachten waren. Die finanzielle Lage von potenziellen Mietkäufern müsse evaluiert werden, beispielsweise mit einem Punktesystem nach sozialen Kriterien.

„Das Mietkaufmodell wäre ein Baustein zur Lösung der Wohnungsmarktprobleme – und könnte insbesondere denjenigen Familien helfen, die aktuell kaum Chancen haben, eine Immobilie zu erwerben“, erklärt Markus Grabka aus dem sozioökonomischen Panel des DIW. Allerdings müsse die Politik auch weitere Maßnahmen einleiten, wie beispielsweise eine „reduzierte Grunderwerbssteuer beim Ersterwerb einer selbstgenutzten Immobilie“, schlägt das DIW vor.

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