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Interview mit BrickVest-Gründer: Crowdinvesting-Plattformen nehmen immer mehr die Position der Banken ein

Thomas Schneider, Gründer und CIO bei BrickVest, hat das Crowdinvesting für den Immobilienmarkt revolutioniert. Warum er das nie in Deutschland getan hätte, erläuterte er uns in einem Gespräch.

Vor circa fünf Jahren erreichte der Trend des Crowdinvestings im Immobilienbereich auch den deutschen Markt. Zuvor war das Prinzip der Schwarmfinanzierung in den Sphären der Startup-Finanzierung bekannt. Doch dass sich dieser Trend auch auf die Immobilienbranche anwenden lassen würde, vor allem in den Zeiten der unsicheren Märkte und Niedrigzinsen, war Dr. Thomas Schneider, dem CIO der Crowdinvesting-Plattform BrickVest, schon früh bewusst.

Crowdinvesting-Anbieter betreiben oft „Etikettenschwindel“

In Deutschland gibt es mittlerweile zahlreiche Corwdinvesting-Anbieter für den Immobilienbereich – aktuell eine immer beliebtere Form der alternativen Geldanlage. Das Problem dabei ist laut Dr. Thomas Schneider jedoch klar: „Da es auf dem deutschen Markt kaum Regularitäten gibt, ist es einfach, eine solche Plattform zu eröffnen“. Darunter leide die Seriosität und Professionalität.

Dr. Thomas Schneider, Brick-Vest Gründer und CIO

Laut Schneider gibt es „viele unprofessionelle Player auf dem Markt“. Für ihn betreiben diese eine Art „Etikettenschwindel“. Mangelnde Transparenz und fehlende Akzeptanz bei deutschen Anlegern seien die Folge. Die Anleger investieren über diese Plattformen laut dem BrickVest-CIO in „Deals, über die jeder Profi lacht.“ Und ein Profi ist Schneider zweifelsfrei.

Er selbst arbeitete jahrelang bei zahlreichen namhaften Unternehmen wie beispielsweise Lehmann Brothers, KPMG und Ernst & Young als Berater. Sein Metier kennt er also wie seine Westentasche. Damals machte er „reiche Menschen reicher“. Dennoch stellte er sich irgendwann die Frage, warum man eigentlich nicht ganz normalen Kleinanlegern den Zugang zu den Immobilien-Club-Deals, also Immobiliendeals, in welche typischerweise mehrere vermögenden und institutionellen Investoren zusammen investieren, eröffnen könnte. Die Antwort gab er dann 2015 zusammen mit den weiteren Gründern Emmanuel Lumineau und Adalbert Wysocki mit seiner Crowdinvesting-Plattform BrickVest. Auch der Risikokapitalfonds von Rocket Internet, Global Founders Capital, investierte damals in das deutsch-britische Startup mit reichlich Potenzial.

Investieren wie die Profis

BrickVest bietet Kleinanlegern über das Angebot der Schwarmfinanzierung die Möglichkeit, in Club-Deals zu investieren. Schneider und sein BrickVest-Team fungieren dabei als Vermittler. Jeder Deal wird von dem internen Expertenteam besprochen. Das Besondere: Die Crowdinvesting-Community investiert in die ganz großen Club-Deals – und das zusammen mit großen Deal-Investoren. So stehen die BrickVest-Kunden auf der gleichen Stufe wie die Profiinvestoren innerhalb der Deals. Schon ab 1.000 Euro können Kleinanleger auf der BrickVest-Plattform direkt in einen internationalen und vorverhandelten Immobiliendeal investieren.

Aber was passiert, wenn ein Deal scheitert? „Ich selbst gehe nur in Deals, in denen große Investoren sind, die ich kenne. Sollte etwa der Entwickler scheitern, sind diese in der Lage, das Projekt selber abzuschließen“, so Schneider. Ebenfalls handele es sich bei den Schwarmfinanzierungen über BrickVest nicht um so genannte Nachrangdarlehen, wie sie hauptsächlich bei den deutschen Crowdinvesting-Anbietern angeboten werden. Die Anleger beteiligen sich über BrickVest direkt an einem Fonds (dem Alternativen Investment Fund), welcher mit Eigenkapital in den Club-Deal investiert. Der AIF wird von BrickVest verwaltet und von einem unabhängigen Treuhänder kontrolliert. Die Investitionen der Anleger sind somit getrennt von der Entwicklung des Unternehmens BrickVest.

Mit dem Immobilien-Boom kommen die Regularitäten

In den vergangenen Jahren sind vor allem auf dem deutschen Markt zahlreiche Anbieter auf den Crowdinvesting-Zug aufgesprungen. Doch mit der Vergrößerung des Angebotes kommen auch stärkere Regulierungen auf dem deutschen Markt auf Crowdinvesting-Plattformen zu. Einige Anbieter sträuben sich bereits gegen die wachsenden Einschränkungen in Deutschland, wie zum Beispiel eine geplante Prospektpflicht für alle Plattformen. Für Thomas Schneider hat diese Haltung wenig Zukunft da die regulatorischen Auflagen eher mehr werden und nicht weniger.

In Deutschland noch wenig Akzeptanz

BrickVest selbst wurde in London, der Finanzmetropole Europas gegründet – und das aus gutem Grund. Eine einfachere und investorenfreundlichere Gesetzgebung sowie die SCOPE-Lizensierung und FCA Regulierung (Financial Conduct Authority) haben BrickVest zu einem Sonderplayer auf dem Markt gemacht. In Deutschland ist die Regulierung von neuen FinTech-Konzepten wesentlich langwieriger und komplizierter. Auch aus diesem Grund gehen vielen Crowdinvesting-Plattformen den einfacheren Weg via Befreiung vom Kleinanlegerkapitalschutzgesetz mit der Konsequenz, dass die einzelnen Deals auf eine maximale Höhe von 2,5 Millionen Euro pro Investment beschränkt sind. Vor allem die Beschränkung der Deals auf 2,5 Millionen Euro pro Investment und die damit fehlenden Möglichkeiten, in professionelle Deals von institutioneller Qualität zu investieren, seien ein Grund, warum er selbst darüber „keinen Euro in Immobilien“ investieren würde, sagt Schneider.

Dass die Branche immer mehr leisten muss, ist dem BrickVest-Gründer durchaus bewusst. Eine Crowdinvesting-Plattform nehme immer mehr die Position der Banken ein. Auch BrickVest werde immer mehr zu „einer vollumfassenden Immobilien Finanzdienstleistung Plattform“.

Bildquellen: SFIO CRACHO / Shutterstock.com, BrickVest