Commerzbank: Die Risiken am Immobilienmarkt sind noch überschaubar – aber das kann sich ändern

Deutsche Immobilien sind seit einigen Jahren richtig en vogue. Die Preise für Wohnungen und Häuser sind in manchen Metropolregionen auf so hohe Niveaus gestiegen , dass man sich fragen muss, ob das noch lange so weitergehen kann.

Preisblasenbildung am deutschen Immobilienmarkt?

Nach dem Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 sowie der Krise um die Gemeinschaftswährung Euro, verlagerte sich der Fokus der Immobilieninvestoren auf Deutschland. Im Gegensatz zu der Mehrheit der anderen EU-Staaten gab es in der Bundesrepublik vor und während der Krise weitestgehend keine überteuerten Immobilien. Daneben galt Deutschland trotz prognostizierter rückläufiger Einwohnerzahlen als stabiler und sicherer Investitionsplatz – auch im Immobilienbereich.

Angefeuert durch ausländische Investoren wurden deutsche Immobilien auch verstärkt durch heimische Käufer nachgefragt. Die Preise für Wohneigentum stiegen, die Bautätigkeit nahm Fahrt auf, und in Metropolen müssen derweil Quadratmeterpreise von 5.000 Euro und mehr bezahlt werden. Somit müssen für eine einhundert Quadratmeter große Wohnung in guter Lage bereits eine halbe Million Euro berappt werden. Kein Schnäppchen, auch nicht bei den aktuell niedrigen Zinsen. Im Gegenteil: Es entsteht der Verdacht, dass sich eine Blase gebildet hat. Kaum gibt es noch andere Gesprächsthemen als Immobilieneigentum im Freundes- und Bekanntenkreis. Wer nicht kauft, wird mittlerweile schon schief angeschaut.

Treiber des Immobilienbooms in Deutschland

Laut einem Research-Bericht der Commerzbank sind insbesondere die niedrigen Zinsen als auch fehlende Anlagealternativen Gründe für die Hausse am deutschen Immobilienmarkt. Daneben werden auch das Altersvorsorge- und Risikoschutz-Argument genannt. Die Commerzbank-Analyse bezieht sich dabei auch auf eine gemeinsame Umfrage des Immobilienportals Immobilienscout24 und des Kreditvermittlers Interhyp. Hiernach planen die Bundesbürger gerade aus Altersvorsorgegründen und wegen der Vermeidung von Mietzahlungen Wohneigentum zu erwerben.

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Risiken sind überschaubar – noch

Nachdem der deutsche Immobilienmarkt ein großes Comeback feiern konnte, die Preise steigen und Immobilien scheinbar zum Gesprächsstoff Nummer 1 geworden sind, macht sich an mancher Stelle aber auch immer mehr Sorge breit. Erst vor ein paar Jahren konnte man vielerorts sehen, wie ein Immobilienboom enden kann. Der Immobiliencrash ab dem Jahr 2007 – der eine Reihe von Staaten ereilte – wurde durch steigende Zinsen ausgelöst. Da in vielen Staaten die Immobilienkredite eine variable Verzinsung aufweisen, mussten die Schuldner höhere Raten zahlen und gingen vielfach dabei zugrunde.

Die Commerzbank sieht die Risiken am deutschen Immobilienmarkt aktuell jedoch noch als überschaubar an. Die Verschuldung der Haushalte und auch die Anzahl an Wohnbaukrediten steigen nur moderat. Die Finanzierung der Immobilien steht mit vergleichsweise hohen Eigenkapitalquoten auf einem soliden Fundament. Der vereinbarte Tilgungssatz liegt bei drei Prozent und hat sich damit seit dem Jahr 2010 verdoppelt. Die Deutschen nutzen damit die Niedrigzins-Ära um ihre Kredite verstärkt zu tilgen. Dennoch mahnt die Commerzbank, dass sich die Verschuldungssituation mit einem anhaltenden Immobilienboom deutlich verschlechtern kann und der Immobilienmarkt anfällig für Rückschläge werden könnte. Bis dato wird jedoch noch keine gefährliche Blase am deutschen Immobilienmarkt gesehen.

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