Auf diese Weise können sich Immobilienbesitzer gegen steigende Zinsen absichern

Wer sich in den letzten Jahren den Traum vom Eigenheim erfüllt hat, dürfte sich über die Zinsentwicklung zunächst gefreut haben. Die Zeiten der extrem niedrigen Zinsen könnten aber schon bald vorbei sein, meinen Experten.

Wer heute ein Darlehen aufnimmt, sollte also an einen möglichen Zinsanstieg denken und diesen bei der Planung einkalkulieren. Und auch Menschen, die ihren Hauskredit momentan noch abzahlen, sollten die Zinsentwicklung im Blick behalten.

Der Trend geht nach oben

Auch wenn die Zinsen in Deutschland wohl vorerst verhältnismäßig günstig bleiben – der Trend geht nach oben. Die FMH Finanzberatung nannte beispielsweise im Februar für ein Baudarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung einen Effektivzinssatz von 1,47 Prozent – das waren bereits 0,1 Prozent mehr als noch in der Vorwoche. 0,1 Prozent klingen zunächst wenig, betrachtet man jedoch die Laufzeit des Darlehens, dürfte sich der Anstieg im Laufe der Zeit durchaus bemerkbar machen.

Eine Möglichkeit, sich aktuell noch niedrige Zinsen zu sichern

Allerdings gibt es eine Möglichkeit, sich die derzeit noch niedrigen Zinsen für später zu sichern, und zwar in Form eines Forward-Darlehens. Der Darlehensnehmer bekommt dabei die Summe des Darlehens nicht direkt ausbezahlt, sondern erst nach einem zuvor vereinbarten Zeitraum. In dieser Zeit muss der Darlehensnehmer keinen Zins zahlen. Damit sich Forward-Darlehen für Anbieter lohnen, verlangen sie einen Aufschlag auf den Zins, dieser beträgt meist zwischen 0,02 und 0,05 Prozent im Monat.

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Unter Immobilienbesitzern ist diese Art der Finanzierung bisher noch relativ unbekannt. Das stellt auch Hypothekenmakler Ulrich Klöffel immer wieder fest. Nur diejenigen würden sich um eine rechtzeitige Anschlussfinanzierung kümmern, die die wirtschaftliche Entwicklung und damit auch die Zinsentwicklung im Blick hätten, meint er.

Generell ist es bei einem Forward-Darlehen, ebenso wie bei den meisten Arten der Finanzierung, enorm wichtig, sich im Vorfeld zu informieren und verschiedene Angebote zu vergleichen. Baugeld-Experte Max Herbst von FMH meint dazu: „Es kommt nicht auf den Aufschlag an, sondern auf Zins plus Aufschlag.“ Neben vielen Befürwortern stehen einige Experten dem Forward-Darlehen aber skeptisch gegenüber und berichten, der Blick zurück zeige, dass sich diese Art der Finanzierung nur selten positiv für den Darlehensnehmer entwickelt habe. „Bisher haben alle, die ein Forward-Darlehen abgeschlossen haben, draufgezahlt“, meint etwa Baufinanzierungsexperte Hartmut Schwarz von der Verbraucherzentrale Bremen und betont dabei, ein Forward-Darlehen sei eine Wette auf das künftige Zinsniveau.

Weitere Möglichkeiten, sich gegen steigende Zinsen abzusichern

Doch neben dem Forward-Darlehen stehen auch noch verschiedene andere Möglichkeiten zur Verfügung, um sich als Immobilienbesitzer gegen steigende Zinsen abzusichern. Zum einen könnte die anfängliche Tilgung höher angesetzt werden. Gerade bei derart niedrigen Zinsen sei eine höhere Tilgung für den Bauherrn häufig möglich und auch ratsam, die Restschuld wird dadurch bereits früh reduziert. Auch Sondertilgungen sind möglich. Diese werden häufig angeboten, aber nur selten genutzt. Stattdessen werden Ersparnisse meist anderweitig investiert. Wer diese beiden Methoden anwendet, hat seinen Kredit schneller abbezahlt und braucht im Idealfall gar keine Anschlussfinanzierung zu einem möglicherweise höheren Zinssatz mehr abzuschließen.

Eine weitere Variante, sich gegen steigende Zinsen zu schützen, wäre die Finanzierung mit einer langen Zinsbindung. Wer sich eine höhere Darlehensrate nicht leisten kann, sollte eine möglichst lange Zinsbindung wählen. Viele Banken bieten dabei auch Zeiträume von bis zu 20 Jahren an. Zwar ist der Zinssatz in diesem Fall meist höher, dafür wäre aber deutlich mehr Sicherheit gewährleistet.

Bereits im Voraus des Immobilienkaufs sollten die finanziellen Details jedoch genauestens geplant werden. „Für den Erwerb einer Immobilie sollte ein Haushalt 20 bis 30 Prozent des Kaufpreises gespart haben“, heißt es beim Institut der Deutschen Wirtschaft Köln. Finanzberater Max Herbst aus Frankfurt hält ein Darlehen jedoch für tragbar, sobald die eigenen Mittel die Kaufnebenkosten decken. Dies seien meist 10 bis 15 Prozent des Kaufpreises. Er berichtet, es lohne sich selten, den Immobilienkauf immer weiter aufzuschieben. Baufinanzierungsexperte Schwarz meint darüber hinaus, für die Finanzierung der Immobilie sollten maximal 30 Prozent des Nettoeinkommens verplant werden.

Grundsätzlich sollten Immobilienkäufer aber nicht vorrangig nach der Zinsentwicklung gehen, sondern die eigenen Einkommensverhältnisse und Möglichkeiten im Blick haben und dementsprechend entscheiden, da sind sich die Experten einig.

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