Experten warnen: Aus diesen Gründen ist der Immobilienboom bald vorbei

Deutschland erlebt einen Immobilienboom – doch lange dürfte dieser nicht mehr anhalten. Der Höhepunkt steigender Immobilienpreise dürfte bald erreicht sein, wenn man den Immobilienweisen glaubt.

„Die Party ist vorbei“

Der Preisanstieg bei Wohnungen und Häusern dürfte in den nächsten vier Jahren nachlassen, in einigen Städten sei sogar ein Preisrückgang möglich. Das prophezeit das Frühjahrsgutachten der so genannten Immobilienweisen. „Die Party ist wirklich endgültig vorbei“, so Harald Simons, Vorstand von Empirica und Mitglied im Rat der Immobilienweisen. Das Berliner Analyseunternehmen Empirica rechnet mit rückläufigen Preisen von real einem Viertel bis einem Drittel insbesondere in den Großstädten Berlin und München, doch auch in Stuttgart ist ein Rückgang wahrscheinlich. Für andere Großstädte wie Frankfurt geben die Gutachter derweil keine klare Prognose: „Für Frankfurt wird der Brexit entscheidend“. Sollten also zahlreiche Londoner Banker mit ihren Familien in die Mainmetropole ziehen, könnten die Preise dort weiter steigen.

Darum stiegen die Preise in den letzten Jahren

Bereits seit knapp acht Jahren steigen die Preise für Immobilien in Deutschland. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen gingen viele junge Menschen in die großen Städte und auch die Zuwanderung war enorm – 2012 bis 2016 verzeichnete Deutschland fast drei Millionen neue Einwohner. Hinzu kamen ein geringes Wohnungsangebot in Studentenstädten sowie niedrige Zinsen im Euroraum. Die Nachfrage nach Immobilien war groß, es gab viel überschüssige Liquidität unter den Deutschen, die angelegt werden musste.

In den Jahren 2009 bis 2011 sind die Bewertungen für Wohnimmobilien in den sieben größten Städten, den so genannten A-Städten, bis zu einem Drittel angewachsen. Sogar in den weniger beliebten B- und C-Städten begannen die Preise zu steigen. Damals glaubten die wenigsten, dass der Immobilienmarkt auf eine Überhitzung zusteuert. Heute sieht das Bild allerdings anders aus.

Ist die Blase kurz vorm Platzen?

Laut Bundesbank sind Wohnungen und Häuser in deutschen Städten aktuell bis zu 30 Prozent überbewertet. Experten von Empirica glauben daher, dass derzeit eine Immobilienblase entsteht oder sie sich sogar bereits gebildet hat. Der kräftige Anstieg der Preise im letzten Jahr sei das „letzte Aufbäumen des Marktes“ vor dem Platzen. Die Mieten in Neuverträgen stiegen im letzten Jahr um rund 4,3 Prozent, während die Kaufpreise durchschnittlich 7,9 Prozent zulegten.

Auch die Commerzbank warnte jüngst: „Der Immobilienboom nimmt immer mehr Züge einer Blase an.“

Auf dem deutschen Immobilienmarkt zeichnet sich eine Beruhigung ab

„Die Zeiten der stürmischen Entwicklung der Wohnungsnachfrage sind in München, Berlin und Stuttgart zu Ende gegangen. In Hamburg, Frankfurt, Köln und Düsseldorf ist dies bislang nicht der Fall, aber ein zukünftiges Ablaufen ist auch hier gut möglich“, heißt es in dem Gutachten der Wirtschaftsweisen. Verantwortlich dafür sei Simons zufolge vorrangig der Rückgang der Zuwanderung junger Menschen in die großen deutschen Städte. Gerade 20- bis 30-jährige blieben den beliebten Städten fern und interessierten sich eher für ländlichere Regionen, in denen sie sich Immobilien noch leisten könnten. „Berlin mag zwar sexy sein, ist aber keinesfalls mehr arm“, so die Gutachter. Die großen Städte seien den jungen Menschen inzwischen einfach zu teuer geworden. Doch auch die Zuwanderung durch Flüchtlinge oder Arbeitssuchende sei am Abschwächen. Hinzu kämen steigende Zinsen sowie eine Zinswende, die aus einem Bericht der Europäischen Zentralbank hervorgehe.

Währenddessen seien Angebot und Nachfrage endlich beinahe im Einklang – das Angebot an Wohnungen wachse und gleiche die hohe Nachfrage aus. Der Druck auf die Preise dürfte aus diesen Gründen in nächster Zeit geringer werden.

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