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Generation Miete: In London sind bezahlbare Wohnungen Mangelware

In London bezahlbare Eigentumswohnungen zu erwerben ist für Normalverdiener ein utopischer Wunsch. Die Immobilienpreise in London haben sich in den vergangenen Jahren stark aufgeheizt, da es an Neubauten mangelte.

Die Wohnungsnot in London ist enorm: Von 1997 bis 2016 wanderten 1,7 Millionen Menschen der Stadt zu. Diese Zahl steht 370.000 Neubauwohnungen innerhalb dieses Zeitraums gegenüber. Mieten und Kaufpreise sind für Normalverdiener mit durchschnittlich 40.000 Pfund im Jahr fast unerschwinglich.

Keine Chance auf Eigentum

Immer wieder werden für winzige Apartments oder Minihäuser erschreckend hohe Summen gezahlt –  Großbritanniens Hauptstadt hat mit hohen Immobilienpreisen zu kämpfen. Unter 500.000 Pfund ist zumeist kein Eigentum im beliebten London in Sicht, denn die Mittelschicht kommt mit diesen Preisen nicht mehr mit. Auch die Mieten pendeln in horrende Höhen: Durchschnittlich müssen Londoner für ihre Großstadtwohnung rund 1.700 Pfund (umgerechnet etwa 2.000 Euro) Monatsmiete, ohne Nebenkosten, aufbringen. Fehlende Neubauten verursachen Wohnungsknappheit, da man der wachsenden Einwohnerzahl nicht mehr nachkommen kann.

Vorgaben für neue Wohnungen

Diese Problematik will der der Bürgermeister Sadiq Khan nun durch strikte Zielvorgaben angehen. Khan forderte die Immobilienbranche auf, die Zahl der Neubauten auf über 60.000 Einheiten jährlich zu verdoppeln. Parallel dazu versucht er durchzusetzen, dass 65 Prozent der Neubauten zukünftig als „bezahlbar“ eingestuft werden. Auch bei Premierministerin Theresa May ist der mangelnde Wohnungsbau auf dem Plan. Wie einem Bericht des „Handelsblatt“ zu entnehmen ist, subventioniert die Politikerin den Londoner Wohnungsbau mit Milliardensummen. Bei Immobilienkäufen können junge Menschen dadurch günstige Darlehen für die Kaution erhalten.

Organisation „Naked House“

Um etwas zu bewegen, ließen sich der Londoner Neil Double und seine Freunde Rachel, Simon und Harry durch deutsche sowie skandinavische Bauunternehmen inspirieren und gründeten die gemeinnützige Organisation „Naked House“. Die Idee dahinter ist, 15 bis 20 Prozent der Kosten zu sparen, indem die Wohnungen „nackt“ übergeben werden. Innenwände, Bodenbeläge und Möbel fehlen beim Verkauf, so dass Käufer am weiteren Bau selbst mitwirken. Die Stadt ermöglichte der Organisation ein Grundstück zu einem guten Preis zu erwerben. Außerdem förderte Khan das Projekt mit 500.000 Pfund.
So ließ dieses Modell Wohnungspreise 30 bis 40 Prozent unter dem gängigen Marktpreis zu. Im Jahr 2018 sollen 22 dieser besonderen Wohnungen entstehen. Die gesparten Kosten, gehen an die Käufer weiter: Eine Zweizimmerwohnung mit 50 Quadratmetern kostet 150.000 Pfund, für ein drittes Zimmer mit 75 Quadratmetern muss ein Käufer ab 340.000 Pfund einkalkulieren. Die Käufer der unfertigen Wohnungen werden anhand des mittleren Einkommens innerhalb des Viertels ausgewählt. Dieses beläuft sich im Viertel Enfield, Standort des ersten „Naked House“, auf jährlich 33.000 Pfund, wie das „Handelsblatt“ berichtet.

Projekt „Pocket“ für Singles

Londons Bürgermeister Khan unterstützt außerdem die Initiative „Pocket“.  Das Projekt soll jungen Singles ermöglichen, ein kleines Eigenheim zu beziehen. In ganz London erwirbt das Projekt Grundstücke und plant 200 Wohnungen pro Jahr zu realisieren. Diese sollen etwa 38 Quadratmeter groß sein und über zwei Zimmer verfügen. Durch modulares Bauen werden massiv Kosten eingespart: Die Einheiten kommen vorgefertigt an der Baustelle an und werden durch einen Kran positioniert. Dadurch ist es möglich, die Wohnungen 20 bis 40 Prozent unter dem Marktpreis zu verkaufen. Im Stadtteil Wandsworth liegen diese Singleapartments in einem geschmackvollen Pocket-Hochhaus. Preislich gesehen muss ein Käufer dort mit etwa 260.000 Pfund (entspricht 300.000 Euro) rechnen. Anrecht auf einen Kauf haben lediglich Personen, die bereits im Viertel der Pocket-Wohnung leben oder arbeiten und ihr erste Eigentumswohnung erwerben wollen. Außerdem darf ihr Einkommen ein Jahresgehalt von 90.000 Pfund nicht überschreiten.

Bildquellen: Songquan Deng / Shutterstock.com