Smart-Living-Projekte in Deutschland: So könnten wir in Zukunft leben

Der technische Fortschritt macht auch vor den eigenen vier Wänden nicht halt. Zahlreiche Hersteller haben bereits Geräte für das smarte Zuhause auf den Markt gebracht, die beim Energiesparen helfen, die Wohnung sicherer oder einfach das Leben angenehmer machen sollen. Zwei Projekte im Raum Darmstadt zeigen beispielhaft, wie wir in Zukunft dank smarter Technologien in verschiedenen Lebensabschnitten wohnen könnten.

Projekt 1: Einfamilienhaus mit spielerischer Überwachung des Energieverbrauchs

Beim ersten Projekt handelt es sich um ein Einfamilienhaus am Rand von Darmstadt, das aufwändig saniert und technisch aufgerüstet wurde. Es ist eines von nur zwei Dutzend Häusern in Deutschland, die in ein Monitoring-Programm des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung aufgenommen wurden. Das Haus mit Baujahr 1970 wurde zu einem Energy+-Home umgebaut, das mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde auf dem Dach eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von rund 100 Quadratmetern installiert, die alte Öl-Heizung durch eine strombetriebene Luft-Wasser-Wärmepumpe ersetzt, ein neuer Estrich gelegt und eine Fußbodenheizung eingebaut. Außerdem wurden Dämmung und Fenster sowie alle Elektroinstallationen erneuert.

Durch den Umbau wurde der Grundstein für ein energieeffizientes Wohnen gelegt, smart ist das Haus dadurch jedoch noch nicht. Die intelligente Komponente kommt erst bei der Überwachung und Steuerung des Energieverbrauchs ins Spiel. Denn um das anvisierte Ziel zu erreichen, mit dem Haus mehr Energie zu erzeugen als verbraucht wird, mussten bei dem Projekt auch alle Energiedaten erfasst werden und die Bewohner, eine Familie mit zwei Kindern, musste mitziehen und auf ihren Energieverbrauch achten. Daher werden die erfassten Daten nicht nur extern ausgewertet, sondern auch den Bewohnern über ein Tablet detailliert zur Verfügung gestellt.: Der Energieverbrauch jedes Familienmitglieds und aller technischen Komponenten wird aufgelistet und zum besseren Verständnis mittels Grafiken visualisiert. Doch das Tablet dient nicht nur zur Überwachung und Information, es lassen sich darüber auch Licht, Heizung oder Lüftung zentral steuern, wie es sich für ein Smart Home gehört.

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Laut Prof. Karsten Tichelmann von der TU Darmstadt, der das Projekt ins Leben gerufen hat, dauerte es jedoch etwas, bis sich der Energieverbrauch der vierköpfigen Familie so entwickelte wie erwartet. Letztlich half beim Energiesparen vor allem eine spielerische Visualisierung, die sich vor allem an die Kinder der Familie richtet: Energieverbrauch und -gewinnung werden mittlerweile nicht mehr nur in Grafiken dargestellt, sondern auch in Spielzeit für ein Spiel auf dem Tablet umgewandelt. Je geringer der Energieverbrauch, desto mehr Spielzeit ist verfügbar. Das motiviere laut Prof. Tichelmann vor allem die Kinder zum Energiesparen, die daraufhin auch Quellen von Energieverschwendung im gesamten Haus kontrolliert und beseitigt hätten und auch ihre Eltern von einem energiebewussteren Lebensstil überzeugen konnten.

Projekt 2: Intelligente Haustechnik für selbstbestimmtes Leben bis ins hohe Alter

Das zweite Projekt für smartes Leben geht in eine ganz andere Richtung als das Einfamilienhaus in Darmstadt, richtet sich allerdings auch an eine etwas andere Zielgruppe. Statt auf energieeffizientes Wohnen setzt das WoQuaz in Weiterstadt auf intelligente Haustechnik und adaptive Wohnumgebungen, mit denen optimal auf die Bedürfnisse der Bewohner reagiert werden kann. Dafür werden verschiedene Komponenten der Wohnung vernetzt und erlaubte Daten mit einem Concierge-Dienst und der Umgebung geteilt, so dass miteinander verbundene, abgeschlossene Wissensräume entstehen.

Der Fokus liegt dabei auf der Erkennung von Notsituationen, da es sich bei den Bewohnern des WoQuaz vor allem um Rentner handelt, die trotz des fortgeschrittenen Alters ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen wollen – was dank der modernen Technik auch möglich ist. So erkennt etwa ein intelligenter Boden, der vom Fraunhofer Institut IGD entwickelt wurde, ob sich jemand in einer Wohnung aufhält oder ob es gar zu einem Sturz gekommen ist. Wurde ein solcher möglicher Notfall erkannt, wird eine Eskalationskette in Gang gebracht: Der Concierge-Dienst ruft beim Bewohner an, um den Sachverhalt zu klären. Handelt es sich tatsächlich um einen Sturz oder wird der Anruf nicht beantwortet, werden umgehend weitere Schritte eingeleitet. So ist in einer Notsituation schon nach kürzester Zeit Hilfe zur Stelle.

Die intelligente Wohnumgebung erkennt jedoch nicht nur Stürze, sondern kann auch die Heizung regulieren, wenn die Sensoren zum Beispiel ein offenes Fenster melden. Auch das Licht im Schlafzimmer, Badezimmer oder Flur kann nachts automatisch angeschaltet werden, wenn der Bewohner das Bett verlässt. So wird das Risiko von Stürzen oder Verletzungen im Dunkeln reduziert. Diese Funktionen sind allerdings optional und können je nach Wunsch des Bewohners auch eingeschränkt oder deaktiviert werden – ganz im Sinne des selbstbestimmten Lebens eben.

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